Einfach erklärt: der jährliche Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung

Alle Jahre wieder ändern sich die Beiträge durch Anpassungen in der Wohngebäudeversicherung. Die Hintergründe dazu sind oft unklar. Auf dieser Seite erfahren Sie, warum diese Anpassung vorgenommen wird und wie sich u. a. der Anpassungsfaktor für Ihre Versicherung berechnet.

Erhöhung in der Wohngebäudeversicherung - wieso?

Kurz gesagt: Mit steigenden Baupreisen und Tariflöhnen, steigt auch der Neubauwert Ihres Hauses. Jedes Jahr wird die Entwicklung dieser beiden Faktoren vom Statistischen Bundesamt berechnet. Erhöhen sich Werte, wie z. B. der Anpassungsfaktor und gleitende Neuwertfaktor, so steigt auch der Neubauwert Ihres Hauses. Das ist wichtig, damit Ihr Versicherungsschutz ausreicht, um einen kompletten Wiederaufbau zu garantieren und keine Unterversicherung entstehen zu lassen. An diese Änderung passt sich nicht nur Ihr Versicherungsschutz, sondern auch Ihr Beitrag an. Ein konkretes Rechenbeispiel finden Sie weiter unten.

Versicherungschinesisch? Nicht bei uns!

Bei der Berechnung für die Anpassung spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Handelt es sich um einen Prämienfaktor, gleitenden Neuwertfaktor oder Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung? Wie steht es um den Baupreis- und Tariflohnindex? Mit diesen Definitionen erklären wir, was dahintersteckt.

  • Prämienfaktor: Dieser wird für Gebäude berechnet, die nach den Versicherungsbedingungen von 1962 (VGB 62) und Sonderbedingungen für die gleitende Neuwertversicherung (SGIN79 a) versichert sind.
  • Wohngebäudeversicherung - gleitender Neuwert: Für Verträge, die nach den Versicherungsbedingungen von 1988 (VGB 88) versichert sind, wird in der Wohngebäudeversicherung der gleitende Neuwert zugrunde gelegt.
  • Was ist der Anpassungsfaktor? Der Anpassungsfaktor wird ebenfalls für die Prämienberechnung benötigt und bezieht sich auf Gebäude, die nach den Versicherungsbedingungen ab 2000 (VGB 2000-2018) versichert sind.
  • Baupreisindex: Mithilfe u. a. des Anpassungsfaktors stellt der Baupreisindex die Entwicklung der Preise für den Neubau und die Instandhaltungen von Bauwerken dar.
  • Tariflohnindex: Dieser gibt die Entwicklung der Löhne im Baugewerbe wieder.

Auswirkung auf Ihren Beitrag

Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) ermittelt jährlich den Anpassungsfaktor, gleitenden Neuwertfaktor und Prämienfaktor, um die Versicherungsleistungen und Beiträge auf das heutige Niveau anzupassen. Dies erfolgt auf Basis der Indizes des Statistischem Bundesamts. Hierbei fließt die Änderung des Baupreisindex zu 80 Prozent und des Tariflohnindex zu 20 Prozent ein. Eine Anpassung wirkt sich somit auch auf Ihren Beitrag aus. Dabei handelt es sich in der Gebäudeversicherung nicht um eine willkürliche Preiserhöhung. Die DEVK orientiert sich dabei an den ermittelten Zahlen des Statistischen Bundesamts sowie dem GDV.

Aktuelle Rechenbeispiele zum besseren Verständnis

Als Grundlage für die Berechnung der Erhöhung dienen die folgenden, aktuellen Zahlen:

  Baupreisindex Tariflohnindex
2021 125,2 102,1
2022 147,2 105,5
Änderung von 2021 zu 2022 17,57 % 3,33 %

Berechnung der Faktorenänderung

Die Erhöhung dieser Indizes fließt wie folgt in die Faktoren ein:

  • Baupreisindex: 80 Prozent von 17,57 = 14,06
  • Tariflohnindex: 20 Prozent von 3,33 = 0,67
  • 14,06 + 0,67 = 14,73 Prozent
  • Die Indexänderung wird mit 14,73 Prozent berücksichtigt.

Auswirkungen auf den Prämienfaktor nach VGB 62

  • Besonderheit: Beim Prämienfaktor gibt es eine Anpassungsschwelle von 3 Prozent.
  • Zuletzt fand zum 1. Januar 2022 eine Anpassung statt. Daher wird für die Berechnung das Jahr 2021 herangezogen:
  Baupreisindex Tariflohnindex
2021 125,2 102,1
2022 147,2 105,5
Änderungen von 2021 zu 2022 17,57 % 3,33 %
  • Wie oben beschrieben fließen diese Werte zu 80 Prozent bzw. 20 Prozent in den Prämienfaktor ein. Daraus ergibt sich eine Änderung von 14,73 Prozent.
  • Berechnung für den Prämienfaktor 2023:
    21,2 x 14,73 % = 24,322
  • Da gerundet wird, lautet der Wert für 2023: 24,3

Möglichkeiten nach der Anpassung

Abhängig von den zugrunde liegenden Versicherungsbedingungen bestehen unterschiedliche Möglichkeiten von Ihrer Seite aus auf die Anpassung zu reagieren.